DOGS Magazin

In der aktuellen dogs wurde ein toller Beitrag zum Thema ‘Deutsche Nachwuchstrainer’ veröffentlicht.dogs-6-15
Vor einigen Monaten wurde ich angefragt, ob ich denn Teil dieses Artikel sein und meine Meinung zu unterschiedlichen Dingen loswerden wolle. Ich habe dann einen ziemlich umfangreichen, sehr interessanten Fragebogen ausfüllen dürfen, eine ‘Hunde-Vita’ geschrieben und all das wurde nun zu einer sehr netten Kurzbiografie zusammengefasst. Super Idee und hoffentlich gefällt es vielen Lesern.

Ich lege viel Wert auf eine gute, positive Beziehung zwischen Mensch und Hund. Einer Beziehung die darauf basiert, dass der Mensch seinen Hund versteht, dessen Körpersprache lesen kann, Hintergründe der Lerntheorie kennt, und versucht Dinge aus Hundesicht zu sehen. Selbstreflexion ist das Stichwort und Menschen, die ihren Hunden permanent die Schuld für das eigene missratene Training geben, sind bei mir ganz falsch. Ich bin sehr allergisch gegen Neinsager, Rummotzer, Blocker und Leinenrucker. Nicht weil ich von der Wattebausch-Fraktion bin oder meine Hunde nicht mal in ihre Schranken gewiesen werden, sondern weil ich es nicht mehr hören kann, dass der Hund doof, frech, dumm, dominant und unfähig ist.

Management ist mein nächstes Stichwort. Warum nicht die Leine dran lassen und den Rückwurf sicher (wirklich sicher) trainieren, anstatt den Hund in eine Situation laufen zu lassen, in der er es nur falsch machen kann um ihm dann mal wieder ordentlich seine Grenzen aufzuzeigen?! Leinengehen mit blocken und in den Weg stellen aufbauen, damit der Hund von Anfang an weiß wer der Boss ist? Und erwarten, dass ich für nichts von all dem Training Belohnung einsetzten muss weil der Hund das ja eh mir zu Liebe tut?!
Ich frage mich wo es her kommt, dieses Denken vom Oberhaupt Mensch und Untergeordnetem Hund. Woher kommt es, dass es wohl selbstverständlich ist, dass wir unsere Hunde korrigieren, strafen und tadeln? Der Hund wenn er mich aber mal anknurrt oder sich mir mal in den Weg stellt, gleich einer Verhaltenstherapie untergezogen werden muss?

Das Problem ist, dass wenn man von ‘positivem Arbeiten’ spricht, ganz viele Hundebesitzer- und Trainer ein sehr verstörtes Bild im Kopf haben. Es ist für mich nur selbstverständlich, dass ich so weit, so lang und so gut wie es mir möglich ist und mir meine Fähigkeiten erlauben, alles auf die ‘nette Art’ versuchen möchte zu lösen und mir mein ‘Grenzen setzen’ aufheben möchte für Situationen die mir wirklich wichtig sind, wenn es denn dann wirklich nicht anders geht und es vielleicht auch mal Leben retten kann. Was spricht dagegen? MUSS man denn mal pauschal draufhauen, damit mich mein Hund ernst nimmt? Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Meine Hunde nehmen mich sehr wohl ernst, sind aber auch nicht abgestumpft durch permanentes Rumgemeckere. Und meine Aufmerksamkeit ist für meine Hunde mit so viel Positivem verknüpft, dass ein Entzug derer oft schon Bestrafung genug ist.

Die ‘nette Art’ hat nichts mit Weichei-Umgang und Warmduscher-Erziehung zu tun. Sondern mit ganz viel Hintergrundwissen, einem geschulten Beobachterauge, der Fähigkeit Situationen richtig einschätzen zu können und angepasst zu reagieren. Dem Wissen, dass das was für viele nach Aggression aussieht, aus Verunsicherung und Einschüchterung entstanden ist und dass man um Verhalten ändern zu können, erst den Gemütszustand des Hundes ändern muss, seine Emotionen.

Das beste Mittel hierzu und ein weiteres Stichwort ist ein konditioniertes Markerwort. Blablabla den Clicker kann man doch bei verhaltensgestörten (ich zitiere) Hunden nicht gebrauchen und Blabla bei so einem Hund klickere ich doch nicht.. Jetzt sind wir doch mal ehrlich. Karen Pryor, Dr. Sophie Yin, Grisha Stewart und Co haben sich ihre Erkenntnisse doch nicht in der Suppe gekocht. Natürlich kann ich bei ‘Verhaltensproblemen’ mit dem Clicker arbeiten und ja es funktioniert auch. Wo hakt es allerdings?
Beobachtet man viele Hundesitzer und -trainer, scheitern doch schon viele daran, ein einfaches Verhaltensmuster an zu trainieren – am richtigen Punkt zu belohnen, Hilfen korrekt einzusetzen und und und. Ja ist das jetzt überraschend, dass wenn dieser Mensch seinen ach so verhaltensgestörten Hund in einer brenzligen Situation handeln will, er gnadenlos scheitert? Nein. Nur weil man es nicht kann, heißt es nicht dass es nicht gehr. So viel zur Selbstreflexion.

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich bin voller Überzeugung sagen, dass ich mit dem Einsatz von positiver Verstärkung sehr viel Erfolg habe. Und wir reden hier nicht von Hundesport. Ich manage Situationen sinnvoll, lasse dem Hund die Wahl und verstärke die richtigen Entscheidungen. So einfach wie sich das hier anhört ist es sicher nicht aber wenn man sich das Prinzip der Klassischen Konditionierung (danke Ivan) durch den Kopf gehen lässt, sollte es irgendwo fast logisch sein, dass wenn ich unangenehmes oder unbekanntes mit angenehmen und belohnendem verknüpfe, dass eine positive Erwartungshaltung und somit deutlich stressfreiere Gemütslage entsteht. Erst wenn ich das erreicht habe, kann Verhalten modifiziert werden.

191195_orig